Es gibt ja die Redewendung: „Mit Kanonenkugeln auf Spatzen schiessen“. Ein Synonym für überreagieren, übertreiben oder etwas mit (zu) viel Kraftaufwendung erreichen wollen. Also im Übermass etwas erreichen wollen. Ich möchte Euch heute eine Geschichte erzählen, die wirklich passiert ist – natürlich wie immer mit ein wenig drumherum. Wer nix über die Elefanten lesen will, der kann direkt zu der eigentlichen Geschichte springen.
Rüsseltiere
Die Elefanten sind eine Familie aus der Ordnung der Rüsseltiere. Es gibt asiatische und afrikanische Elefanten. Die asiatischen Elefanten haben kleinere Ohren wie die der afrikanischen Elefanten. Das ist der Hauptunterschied. Die Elefanten sind die grössten noch lebenden Landtiere. Der kleinste, der Waldelefant wird rund 2.1 m hoch, der grösste, der afrikanische Elefant wird bis zu 3,7 m hoch. Heute ist der Elefant gefährdet, vor allem wegen dem Elfenbein seiner Stosszähne.
Ein Elefantenskelett besteht aus 320 bis 346 Einzelknochen. Dieses Skelett macht in etwa 15 % des Körpergewichts aus. die Elefantenhaut bei einem der untersuchten Tiere wog 211 kg und bedeckte eine Fläche von fast 12m2 . Die Hautdicke ist zwischen 30 mm bei Asiatischen und 40 mm beim Afrikanischen Elefanten.
Der Rüssel
Das sicher jedem Kind bekannteste Körperteil des Elefanten ist der Rüssel. Dieser ist eine Verwachsung der Nase mit der Oberlippe. Dieses Körperteil wird bereits im Mutterleib ausgebildet. Äusserlich sieht er aus wie ein Schlauch, dank den Muskeln kann das Tier diesen ziemlich gut bewegen und nutzen. Am Ende des Rüssels sind zwei Nasenlöcher. Füllt nun ein Elefant den Rüssel mit Wasser, dann gehen in einen 1,8 m langen Rüssel bis zu 3 Liter Wasser.
Die Elefantenfinger
Ebenfalls am Ende des Rüssels hat der Elefant fingerähnliche Ausstülpungen. Der Afrikanische hat zwei Stück, der Asiatische nur eine. Der Rüssel ist hochsensitiv. Die Muskulator des Rüssels ist sehr komplex. Man hat bei einer Studie an einem sezierten Tier bis zu 150’000 Muskelbündel gezählt!
Der Elefant benötigt den Rüssel zur Nahrungsaufnahme, da er wegen dem kurzen Hals nicht mit dem Mund auf den Boden kommt. Er dient auch als Waffe, Drohmittel, Tast- und Greiforgan, beim Baden kann er sogar als „Schnorchel“ dienen. Er braucht ihn auch um Staub und Schmutz auf dem Rücken zu verteilen. Dies zum Schutz vor Insekten und der starken Sonneneinstrahlung.
Dank der Länge des Rüssels kann er Äste und Pflanzen in bis zu 7 m Höhe erreichen.
Das Elefantengedächtnis
Die meisten Menschen können sich noch gut daran erinnern, in welchem Jahr sie in die Schule gekommen sind. Die wenigsten wissen dagegen noch, wer alles in ihrer Klasse saß. Wem selbst Jahrzehnte nach dem ersten Schultag noch der Name jedes einzelnen Klassenkameraden einfällt, hat definitiv ein Elefantengedächtnis!
Was beim Computer die Festplatte ist, ist beim Menschen das Gedächtnis. Es ist die Fähigkeit, Eindrücke und Ereignisse im Gehirn zu speichern. Das Gedächtnis von Personen, die sich auch nach Jahren an jede Kleinigkeit erinnern können, wird nicht ohne Grund mit dem Gedächtnis von Elefanten verglichen.
Elefanten können sich sehr gut an Vergangenes erinnern, weil es für sie überlebenswichtig ist. Sie sind viel unterwegs und merken sich im Laufe ihres langen Lebens, wo sich Wasserstellen befinden. Außerdem erkennen sie alte Bekannte wieder, auch wenn sie lange alleine unterwegs waren.
Ein Elefantengedächtnis ist zugleich Fluch und Segen. Man erinnert sich an ziemlich viel, auch wenn man manches vielleicht lieber vergessen möchte: zum Beispiel den einen oder anderen Klassenkameraden.
Der Elefant von Murten
Anlässlich eines Wochenmarktes hatte der US-amerikanische Wanderzirkus Bell & Myers am 27. Juni 1866 in Murten eine Vorstellung. Attraktion waren zwei dressierte Elefanten, ein weibliches und ein männliches Tier, die Kunststücke vorführten. Da der Ort klein und die Zirkusdarbietung bereits überaus gut besucht war, sah das Unternehmen von einer weiteren, weniger rentablen Vorstellung ab und beschloss, am nächsten Tag weiterzuziehen.
In den frühen Morgenstunden tötete der männliche Elefant seinen ihn seit 14 Jahren versorgenden Wärter und rannte aus seiner Unterkunft in die Murtner Gassen. Der Elefant hatte bereits in der Vergangenheit aggressive Verhaltensphasen gezeigt, in denen er ein Pferd getötet und eine unkontrollierbare Zerstörungswut an den Tag gelegt hatte. Vermutlich befand er sich in der Musth, einer testosteronbedingten Erregungsphase, die nur bei erwachsenen Elefantenbullen auftritt.
Die Elefantenjagd und ihre Folgen
Die Verfolgung durch die Zirkusbetreiber und die Murtener Bürger blieb erfolglos. Lange Zeit rannte das nicht zu bändigende Tier hin und her und verursachte bei den Anwohnern Tumulte. Es gelang den Verfolgern, den Elefanten durch den Bau von Barrikaden in einer Gasse einzuschliessen. Der Zirkusbesitzer beschloss, ihn töten zu lassen.
Gegen Mittag des 29. Juni wurde eine in Freiburg georderte Kanone, ein Sechspfünder mit Munition, in Stellung gebracht und abgefeuert. Das Geschoss traf das Tier tödlich, es starb sofort. Nachdem der getötete Elefantenführer am Nachmittag auf dem Murtener Friedhof beerdigt worden war, zog der Zirkus weiter und hinterliess den Kadaver des Elefanten den Murtnern. Ihnen wurde das Fleisch zum Verzehr verkauft.
Wo ist der Murtener Elefant heute
Heute gehört das Skelett des Murtener Elefanten dem Anatomischen Institut der Uni Bern, es ist im Naturhistorischen Museum ausgestellt. In Murten ist ein Teil der Rathausgasse zur Erinnerung an das „Elefantenmassaker“ als Elefantengasse bekannt.
Seit dem 150 Jahre Jubiläum steht vor dem Murtner Museum eine aus mehreren hundert Eichenholzplatten und Stahlträgern gefertigte, begehbare Elefantenskulptur des Künstlers Beat Breitenstein. >hier< der Artikel in den Freiburger Nachrichten.