Wir waren in der Bretagne in den Ferien. Darüber habe ich ja bereits schon einmal geschrieben. Den anderen Blog-Beitrag kannst Du <hier> lesen. Während dieser Ferien haben wir verschiedene Ausflüge gemacht. Unter anderem haben wir die Stadt Nantes besucht, bis 1941 die Hauptstadt der Bretagne und nun Hauptort der Region Pays de la Loire.
Nantes
Der Roman Parzival von Wolfram von Eschenbach (1160 – 1220) spielt in der Stadt Nantes. Angeblich soll sich der Artushof im Wald von Brocéliande befinden.
Die Stadt an der Loire war ein Zwischenziel des weltweit ersten Motorradrennens! Es führte am 20. September 1896 von Paris nach Nantes und wieder zurück.
Die Schwebefähre
Ein interessantes Detail ist die Schwebefähre, welche vom 1903 bis 1958 die Loire überquerte. Wegen den grossen Segelschiffen war es nicht möglich, eine Drehbrücke zu bauen, da die Loire ist ein sehr launischer Fluss ist. Die Untertunnelung des Flusses war aus geologischen Gegebenheiten nicht möglich. Für eine normale Brücke hätte man alleine für die Zufahrtsrampen zu viele Häuser abreissen müssen. Also baute man eine Schwebefähre, im weitesten Sinn ein Schiff, das an Seilen aufgehängt von Ufer zu Ufer schwebt.
Der Erbauer, Ferdinand Arnodin, war ein Schüler von Gustave Eiffel. Er baute die Hälfte der 18 weltweit bekannten Schwebefähren. Drei davon existieren noch heute: Bilbao (Biskaya-Brücke, heute Unesco Weltkulturerbe), Rochefort (für Fussgänger und Zweiräder) und Newport (restauriert und in Gebrauch).
Nantes hat(te) eine grosse Schiffbau-Tradition. Bis Ende der 80er Jahre. Dann stürzte die Stadt durch den Niedergang der Wertftindustrie in eine grosse Krise. 1989 wurde die letzte Werft geschlossen. Nantes hatte zeitweise die höchste Alkoholikerrate in Frankreich, die Arbeitslosigkeit war sehr hoch.
Nantes heute
Die direkte Verbindung des TGV nach Paris und eine Auslagerung von Teilen der Verwaltung in die Provinz, ermöglichten einen Wiederaufstieg von Nantes. Es wurde ein Tram gebaut, Nantes organisierte diverse Feste, wie z.B. das Open-Air Jazz-Festival (Rendez-vous de l’Erdre).
In Nantes ist auch die Strassentheatergruppe „Royal de Luxe“ beheimatet. Diese Gruppe spielt mit riesigen Marionetten und mechanischen Tierfiguren. Absolut fantastisch das Video, welches in Nantes im 2009 aufgenommen wurde. Das muss man sich reinziehen!
Der Produzent und Verwaltungsleiter von Royal de Luxe, Pierre Orefice, hat gemeinsam mit François Delaroziere, welcher den Verein „La Machine“ gegründet hat, ein grandioses Kunstprojekt aufgebaut:
Les Machines de l’île
Auf einer brachgelegenen Werft huldigen Künstler Leonardo da Vinci’s mechanischem Universum, Jules Vernes imaginären Welten und der industriellen Vergangenheit von Nantes.
Die Künstlergruppe La Machine bringt Maschinen zum Leben. Sie fauchen, quietschen, speien, rauchen, lärmen. Zur Freunde der Kinder und der Kind gebliebenen. Eine fantasievolle Welt von Bäumen, Urwald, Raupen, Faultieren, Elefanten. In jeder Ecke, an jedem Ort steht irgendwas fantastisches, etwas ausserordentliches.
Man sieht die ganze Entstehungsgeschichte der Tiere (siehe das Bild des „Grand Eléphant“). Ein Blick in die Werkstatt ist auch gestattet. Es ist jedoch nicht erwünscht Fotos zu machen, denn in diesen Hallen entstehen die nächsten Überraschungen für nächsten die Besuche.
Die jeweiligen Maschinenbediener stehen im Dienst der Maschinen, die sie in Bewegung setzen und denen sie so Leben einhauchen. Dabei erläutern sie die Funktionsweise und die Geschichte des Projekts. Der Besuch wird von den Vorführungen und dem Erwecken der Maschinen begleitet, die sich in Tiere oder Monster verwandeln. Und wenn die Maschinen dann mal am Leben sind, versetzen sie einem in Staunen.
Ich war selten so beeindruckt! Es ist eine andere Welt, eine Welt voll wundersamen Figuren. Wenn man in der Nähe von Nantes ist, empfiehlt es sich, nein, es ist fast eine Pflicht, diese wunderbare, von Menschenhand geschaffene Wunderwelt zu besuchen.
Die Bilder und Videos, die ich Euch präsentiere, sind zwar beeindruckend, können aber in keiner Weise den Eindruck spiegeln, den man erhält, wenn man vor diesen Figuren steht – und sich so klein vorkommt wie David vor dem Riesen Goliath.
Schöner Bericht mit vielen interessanten Informationen und Bildern… als wäre ich wieder dort.