Letzte Woche durfte ich in einem kleinen Film für meinen Arbeitgeber mitspielen. Habt Ihr das auch schon gemacht – und erlebt? Man hat mega Freude und de Plausch, will das Beste geben. Es sieht ja immer so einfach aus bei den Schauspielern – locker vom Hocker. Alles stimmt. Die wunderbaren blauen Augen des Hauptdarstellers scheinen Dir direkt bis ins Innerste zu schauen! Kein Härchen liegt an einem falschen Ort. Falten? Fehlanzeige! Die Sprache, ob synchronisiert oder nicht, tönt flüssig und gut. Einfach perfekt bis in die kleinste Nuance.
… und dann sah ich mich!
Ok, sehe ich wirklich so aus? Es beginnt ja gar nicht so schlecht! Ich war im Film die Person, die den Farbtupfer reinbrachte, aber das wundert niemand. Ich liebe mich farbig zu kleiden. Aber meine Bewegungen!
Ich habe das Gefühl, dass ich anders laufen würde. Leichtfüssig, dynamisch und elegant. Da ist vermutlich im Kopf eine „wowh-du-läufst-wie-eine-Gazelle“-Maschine. Auf dem Film wird die Gazelle zum Elefanten, die Bewegungen linkisch wie bei einer besoffenen Hyäne.
Da ich meinen Text ablesen musste, bewegten sich meine Augen hektisch von der Kamera rüber zum Text. Dieser wurde auf einem A3-Blatt mit grossen Buchstaben von einer Kollegin hochgehalten. Sozusagen mein Woman-Teleprompter. Um den Text auswendig zu lernen fehlte die Zeit. Aber man weiss sich ja zu helfen – das Augen-Rumgewusel sieht man erst im Ergebnis.
… und dann hörte ich mich!
Ist ja nicht so, dass die Menschen um mich rum mich als schweigend erleben würden. Eher redegewandt und manchmal auch ziemlich zungenfertig oder auch spitzzüngig. Ungebremst töne ich fast endlos. Stört mich nicht, so bin ich halt!
Aber Halt! Bin ICH das da auf dem Bildschirm? Ich stammele ja die Worte nur so vor mir her? Ok, zur Entschuldigung: wir sprachen Englisch, und das ist nun mal nicht meine Muttersprache. Wäre es in Deutsch gewesen, die Worte waren zwar herausgesprudelt – aber diese Stimme! Die tönt ja fürchterlich quietschend!
Vermutlich hat man im Kopf ein „automatisch-schönertönend-machend“-Maschinchen, welches die schrillen Sirenen-Töne in die wohlklingendsten Arien umwandelt. So wird einem vorgegaukelt, dass man ein Super-Redner (oder auch ein Super-Sänger) ist. Dabei tönt man ganz anders.
Nur gut, dass ich nicht singe. Ich würde wahrscheinlich ähnlich wie Florence Foster Jenkins tönen (ein übrigens empfehlenswerter, wahrer Film) – und dank meinem umwandelnden Maschinchen im Kopf, meinte ich, die Umwelt mit meinem Gesang zu „erfreuen“.
… und dann dachte ich: „was denken wohl die Zuschauer“?
Das ganze Team hatte Spass! Es war ein toller Event, diese Aufzeichnungen gemeinsam zu machen. Jeder in dem „Film“-Team hatte seine Freude. Wir hatten einen lustigen Team-Event, spontan, herzlich und erfrischend.
Vielleicht lachen nun einige Leute über mich oder auch über meine Kolleginnen und Kollegen, welche im Film mitgewirkt haben. Aber, so what! Das ist ja genau das, was wir erreichen und mitgeben wollen! Freude. Freude an dem, was man macht. Und diese Freude anderen Menschen weitergeben – Lachen ist gesund. Ich lache gerne.
Und als ich zum dritten Mal den Film geschaut habe, hat sich meine „es-ist-doch-eigentlich-gar-nicht-so-schlecht-Maschine eingeschaltet! Danke Gehirn, dass Du meine Fantasie unterstützst!