Im 2015 haben wir, wie ich bereits in einem Blog schrieb, in der Normandie unsere Flitterwochen verbracht. Das war der Ort, der uns wie bei Asterix und Obelix erschien. Wir waren ganz in der Nähe von Dieppe
Dieppe
1848 wurde die Eisenbahnstrecke von Paris nach Dieppe eröffnet. Zur Zeit Napoléons III. wurde Dieppe der erste mondäne Badeort Frankreichs nach dem Vorbild des englischen Seebades Brighton.
Dieppe war von Paris mit der Bahn sehr schnell zu erreichen. Auch gab und gibt es Fährverbindungen nach Newhaven in England. Vermutlich ist das auch der Grund, weshalb in dieser Gegend heute so viele Wohnmobile mit englischen Nummernschildern die Parkplätze verstopfen.
Auf Grund der tollen Lichtverhältnisse ist Dieppe bei Künstlern sehr beliebt. Schon Camille Pissarro und Eugène Delacroix profitierten davon, ein weiterer, sehr bekannter Mensch, war Guy de Maupassant.
Jubilée
Am 19. August 1942 startete die Operation Jubilee. Um die 6’000 Mann, vor allem Kanadier landeten an der Küste der damals von deutschen Truppen besetzten Stadt. Neben 907 Kanadiern verloren noch mehrere hundert Soldaten von verschiedenen Nationen ihr Leben. An einem einzigen Tag verloren die Alliierten Truppen 106 Flugzeuge, insgesamt 119 während der gesamten Aktion. Es gab sehr viele Kriegsgefangene und verwundete Soldaten. Erst am 1. September 1944 konnten die Kanadier Dieppe übernehmen, die Wehrmacht hat die Stadt am Tag zuvor geräumt. Übrigens gibt es eine gleichnamige Partnerstadt, Deippe (New Brunswick) in Kanada.
Die Wirtschaft
Durch die Fährverbindungen ist Dieppe heute noch ein bedeutender Seehafen. Die Verbindung mit der Autofähre nach England dauert gegen 4 Stunden. Von Paris aus erreicht man Dieppe mit dem Auto in etwas mehr als 2 Stunden. Die direkte Eisenbahnverbindung gibt es heute nicht mehr, man muss in Rouen umsteigen. Die Reise mit dem Zug dauert gegen 3 Stunden.
Die Kreisel von Dieppe
Schon am ersten Tag fielen mir die Kreisel in Dieppe auf. Man sieht auf verschiedenen Kreiseln ein Auto thronen. Ein wunderbares und interessantes Stück der französischen Automobilgeschichte wurde (und wird wieder) in Dieppe geboren: Alpine. Die Sportwagenmarke, die durch Jean Rédélé 1955 gegründet wurde. Alpine heisst die Marke, weil Rédélé im Jahr 1954 den Alpenpokal gewann. Rédélé war nach der Übernahme der Renault-Vertragswerkstatt von seinen Eltern mit seinen 24 Jahren der jüngste Renault-Händler.
Nach einigen Rennerfolgen konstruierte er auf Basis eines Renault 4CV ein leichtes, weniges und sportliches Fahrzeug. Eine seiner grössten Errungenschaften war das selber konstruierte 5 Gang-Getriebe. Dieses war ein enormer Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten. Mit einem Renault 4CV uns seinem Getriebe errang er 1952 bei der Mille Miglia einen Klassensieg.
Verschiedene Fahrzeuge folgten darauf. Am bekanntesten ist sicher der A110 Berlinette, gebaut ab 1961. Später änderte man noch einige Dinge daran, ab 1967 hatte er dann die für dieses Modell charakteristischen Doppelscheinwerfer.
Der letzte, von Rédéle konstruierte Sportwagen ist der A310. Dieser wurde parallel zum A110 Berlinette bis 1977 gebaut. Der Alpine A310 V6 war zu seiner Zeit der schnellste Strassensportwagen Frankreichs. Der A310 war denn auch der letzte Alpine, welcher vollständig von Hand gefertigt wurde.
Renault Alpine
1984 übernahm Renault die Regie und baute den Alpine V6 GT und den Turbo. Beide wurden nur für die Strasse gebaut. Nach verschiedenen Versuchen, wollte der auf Renault-Alpine umgetaufte Hersteller zu den historischen Ursprüngen zurückkehren. Die Marke wurde wieder zu Alpine. Mit dem A610 Turbo versuchte man das Ziel zu erreichen, in das Segment der Supersportwagen einzusteigen. Der Preis von gegen CHF 100’000.00 liess die Verkaufszahlen einbrechen. Danach wurde die Fahrzeugproduktion unter der Marke Alpine eingestellt.
Im Alpine-Werk baute Renault Sport ihre Fahrzeuge. Das wohl bekannteste und verschärfteste Teil war der Renault 5 Turbo, ein Auto einer neueren Generation ist der Renault Sport Spider.
Seit 2017 stellt Alpine im Werk in Dieppe wieder einen A110 her. Die Première Edition war auf 1955 Fahrzeuge beschränkt. 1955 für das Jahr der Gründung von Alpine. Die nachfolgenden Fahrzeuge sind nun nicht mehr limitiert.
Weitere Details findet man in den Wikipedia-Artikeln: Alpine, Alpine A110, Alpine A110 (2017), Alpine A310 und Dieppe,
Die Neuauflage des Klassikers von 1962 bis 1977 des A110 gefällt mir fast genauso gut. Die 160 PS Version des Klassikers durfte ich selbst schon einmal fahren. Wirklich ein tolles Auto. Viele ältere Modelle gibt es ja leider nicht mehr auf dem Markt, daher steigt natürlich der Preis von Jahr zu Jahr. Aber, mit dem neuen A110 würde ich mich natürlich auch zufriedengeben, das ist ja wohl klar.
Alles Gute an alle Auto-Fans, der Jens