In den letzten Wochen sehen wir Menschen an unserem Haus vorbeilaufen, die wir noch nie gesehen haben. Nicht nur solche, die mit einem Kinderwagen rumlaufen oder die Hündeler mit den roten Säckli (die für die warmen Hände im Winter). Nein, auch andere: Junge, Alte, Kleine, Grosse. Die einen joggen, die anderen spazieren. Wieder andere fahren mit dem Velo vorbei, Kinder im Anhänger oder an der Tandem-Kupplung (wenn das Kindervelo beim Papi oder Mami an der Hinterachse klebt). Alles ist in Bewegung, die wenigsten in Eile. Ganz unschweizerisch!
Wir haben zwar keinen Fluglärm, dafür die Geräusche von der Durchgangs-Menschenbahn, von dem Ringelreihen in grösserem Massstab. Viele Leute, ich denke vor allem diejenigen vom Ort selber, haben vermutlich diesen Weg vorher noch nie begangen. Viele wussten vielleicht nicht einmal, dass es diesen gibt. Die Menschen reden miteinander, sie hören den Vögeln beim Zwitschern zu. Diszipliniert in Einer-Kolonne wie es sich geziemt. Selten in grossen Gruppen. Man sieht sich und spricht miteinander. Zeit ist ja genug da.
Es ist interessant, festzustellen, dass für uns in dem eingeschränkten Bewegungsradius, einige Dinge so naheliegen! Nahe liegen! Durch diese Distanzeinschränkungen sehen wir auf einmal Dinge, die uns bisher unbekannt waren. Den nahen Bach, an dem man gemütlich höckeln kann. Das nahe Bänkli, das uns zum hinsetzen lockt (mit einem Buch in der Hand kann das sehr erholsam sein). Man sieht am nahen Hang im Gras sitzende Menschen die Ihre Zweisamkeit geniessen, vielleicht haben sie gar ein Picknick dabei.
So ist die Nähe doch noch für uns da, trotz der angeordneten Distanz, die wir mittlerweile zu wahren gewohnt sind. Schon Goethe sagte: Willst du immer weiter schweifen? / Sieh, das Gute liegt so nah. / Lerne nur das Glück ergreifen, / Denn das Glück ist immer da.
Ich finde es schön, dass die Menschen den Radius zumindest im Moment verkleinert haben – So erkennen vielleicht einige davon, dass wir in einer wunderbaren Gegend leben, wo es auch in der Nähe erholsam sein kann. Und das Glück, das wird auch wieder kommen – wir werden es vielleicht nicht gleich bemerken. Ich glaube, das Glück hat uns eh nicht ganz verlassen – es ist im Moment nur nicht so aufdringlich.